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Mein Potsdam ist lange her

Zwischen Anfang und heute hatte ich meine Potsdamer Phase – aufgewachsen in Babelsberger Altbau und in Am-Stern-Platte, jeden zweiten Mittwoch Elektrobastel- und H0-AG im Pionierhaus, Jugendweihe im JKH Lindenpark mit Walter Flegel, EOS mit ‘Moellus’ branding u.a. – was ich sagen will: mittlerweile ist schon eine Menge Wasser die Havel runtergeflossen. Und wenn es nicht ab und an Gastartikel wie den da neulich von Peter E. in der PNN gäbe, man müsste sie wohl selbst tippen. So oder so ähnlich. Mach ich dann aber nicht, schon weil ich keinen Bock auf bescheuerte Leserkommentare hätte. =P

Peter, ick fühl’ deinen Schmerz. Vielleicht komm ich mit meiner inneren Migration auch bisschen besser zurecht, weil ich mein Potsdam von damals (‘damals’, wie das klingt) vor einer ganzen Weile abgelegt und mich der Berliner Wunderwelt zugewandt hatte.

neulich in Potsdam

Mein spontaner Skizze eines Sommers gefietscherter Radwandertag (Komoot: hin und zurück) nach Brandenburgische Landeshauptstadt AKA alte Heimat ist ja nun auch schon wieder über eine Woche her. Aber weil ich grundsätzlich nichts gegen Nachtrags-Posts habe, und die vom Google-Foto-Internetz-PC generierten Panorama-Bilder richtig naiss finde, kipp ich diesen Gedanken und vor allem besagte Bilder doch noch ab:

in se city: die offenbar aufgemotzte Stadt- und Landesbibliothek, der zum Abschuss freigegebene FH-Bau, das ehemalige Interhotel (v.l.n.r.)
in se city: die offenbar aufgemotzte Stadt- und Landesbibliothek, der zum Abschuss freigegebene FH-Bau, das ehemalige Interhotel (v.l.n.r.)
Humboldtbrittsch area - naja, nicht wirklich hyppsch, ne?
Humboldtbrittsch area – naja, nicht wirklich hyppsch, ne?
quasi die ganz alte Heimat: Babelsberg, Am Findling - RFT, Fahrradladen, M.K.
quasi die ganz alte Heimat: Babelsberg, Am Findling – RFT, Fahrradladen, M.K.

PS: musste gerade irgendwie an Oder-Naisse-Friedensgrenze denken – wissta noch?

Rebecca und die MiG-17

Wir liefen am Marmorpalais vorbei, vor dem diese silberne MiG-17 von achtzehnhundertnochwas stand und gefährlich in der Sonne glänzte und wo noch ein Haufen anderes Kriegsgerümpel dekorativ in den Blumenbeeten rumlag, um die Leute anzulocken, weil ja das Armeemuseum im Marmospalais residierte.

So las ich neulich besonders erfreut im aktuellen Lieblingsbuch #skizzeeinessommers und stellte mir zwei Fragen:

  1. Was wurde aus der 621?
  2. Existiert da nicht auch in der elterlichen, analogen Bilderhalde ein entsprechendes Motiv?

Kurz vorm Kaffee trinken heute das Foto gefunden:

die 621, der Autor und dessen Erziehungsberechtigte – Marmorpalais, Potsdam, 1973

Ob es die 621 noch gibt, bleibt zu klären. Ich werde wohl Wilma Otte mal fragen.

 

fürs Gruppenbuch nach Potsdam

Ach stimmt ja, POS damals: Einschulung mit fetziger, sechseckiger Zuckertüte (War da überhaupt was drin? Wir hatten doch nyscht.), Klassenlehrerunterricht Zeichnen (Lieblingsfach) bei Frau H., später Physik bei Herrn D. und als kulturelle Highlights die Besuche bei den Grenztruppen gleich nebenan in der Steinstrasse sowie bei der Patenbrigade in der Brauerei draussen in Rehbrücke. Mein Bildungsinstitut heiss genau wie ein 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung meiner Heimatbezirksstadt – bisschen langweilig, das empfand ich schon damals so (Widerstands-Mood, krass). Und weil es ja noch kein Internetz gab, wurde mit Filzstiften und Duosan Rapid in das sogenannte Gruppenbuch gebloggt: „Mein schönstes Erlebnis auf dem Weg zur entwickelten sozialistischen Persönlichkeit“, also sowas wie Wandertag zum Teufelssee, Pioniernachmittag an der NVA-Gulaschkanone, Schmazstullenbasar, Volkspolizisten volkseigene Nelken überreichen, Weihnachtsfeier im Kulturhaus Babelsberg usw usf. Aus POS wurde irgendwann EOS, und eine weitere Dekade später aus Potsdam dann Berlin. Die besten Klassenkumpels gerieten zur schwarz/weiss ORWO-Erinnerung im offline Photo Album, die Abitur-TüpInnen wenig später dann immerhin in Farbe.

20160907-gruppenbuch

v.l.o.n.r.u.: Kuh vorm fryheren Klamottenladen /cc Mutti, Gruppenbuch ftw, die glorreichen Vier, Umsteigen in Westkreuz

Und letzte Woche nun das: spontaner Ausritt in die brandenburgische Landeshauptstadt (mit Vertrödelung, weil ordentliche Bus-Haltestellen-Umgestaltung in Griebnitzsee) und ordentlich back in time mood (Im früheren „Textilzentrum“ sitzt jetzt eine Agentur für Eventtechnik.), weil der eine ehemalige Klassenkumpel und jetzige Sparkassenleiter in eine Gruppenrunde gerufen hatte, worauf drei weitere wackere (hej naja, mitten inna Woche … blöd wegen Schicht und so) Polytechnische-Oberschule-SchülerInnen den Weg in die mediterran (well) anmutende Lokalität in der Grossbeerenstrasse (die da unweit DEFA und Karl-Marx-Werk) fanden. Das war schon aufregend – besonders für mich, denn immerhin lagen die letzten Begegnungen mit diesen Menschen zu diesem Zeitpunkt 29 (noch mal in Zahl: 29) Jahre zurück. Mehr als ein Vierteljahrhundert, schon fast Sternzahl! Pizza und Piwo, auf Nachfrage bisschen aus meinem unaufgeregten Leben berichtet und noch mehr zugehört, und finally das Ziel dieser Mission erreicht: unser Gruppenbuch ausgeborgt. (Nun liegt es hier aufm IKEA-Wohnzimmertisch, und ich habe bis jetzt vor lauter Ehrfurcht noch nicht reingeschaut. Wirklich.)

Fazit: Kann man wieder machen. Vielleicht nicht erst wieder in 29 Jahren … das könnte eng werden. :)