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fürs Gruppenbuch nach Potsdam

Ach stimmt ja, POS damals: Einschulung mit fetziger, sechseckiger Zuckertüte (War da überhaupt was drin? Wir hatten doch nyscht.), Klassenlehrerunterricht Zeichnen (Lieblingsfach) bei Frau H., später Physik bei Herrn D. und als kulturelle Highlights die Besuche bei den Grenztruppen gleich nebenan in der Steinstrasse sowie bei der Patenbrigade in der Brauerei draussen in Rehbrücke. Mein Bildungsinstitut heiss genau wie ein 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung meiner Heimatbezirksstadt – bisschen langweilig, das empfand ich schon damals so (Widerstands-Mood, krass). Und weil es ja noch kein Internetz gab, wurde mit Filzstiften und Duosan Rapid in das sogenannte Gruppenbuch gebloggt: „Mein schönstes Erlebnis auf dem Weg zur entwickelten sozialistischen Persönlichkeit“, also sowas wie Wandertag zum Teufelssee, Pioniernachmittag an der NVA-Gulaschkanone, Schmazstullenbasar, Volkspolizisten volkseigene Nelken überreichen, Weihnachtsfeier im Kulturhaus Babelsberg usw usf. Aus POS wurde irgendwann EOS, und eine weitere Dekade später aus Potsdam dann Berlin. Die besten Klassenkumpels gerieten zur schwarz/weiss ORWO-Erinnerung im offline Photo Album, die Abitur-TüpInnen wenig später dann immerhin in Farbe.

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v.l.o.n.r.u.: Kuh vorm fryheren Klamottenladen /cc Mutti, Gruppenbuch ftw, die glorreichen Vier, Umsteigen in Westkreuz

Und letzte Woche nun das: spontaner Ausritt in die brandenburgische Landeshauptstadt (mit Vertrödelung, weil ordentliche Bus-Haltestellen-Umgestaltung in Griebnitzsee) und ordentlich back in time mood (Im früheren „Textilzentrum“ sitzt jetzt eine Agentur für Eventtechnik.), weil der eine ehemalige Klassenkumpel und jetzige Sparkassenleiter in eine Gruppenrunde gerufen hatte, worauf drei weitere wackere (hej naja, mitten inna Woche … blöd wegen Schicht und so) Polytechnische-Oberschule-SchülerInnen den Weg in die mediterran (well) anmutende Lokalität in der Grossbeerenstrasse (die da unweit DEFA und Karl-Marx-Werk) fanden. Das war schon aufregend – besonders für mich, denn immerhin lagen die letzten Begegnungen mit diesen Menschen zu diesem Zeitpunkt 29 (noch mal in Zahl: 29) Jahre zurück. Mehr als ein Vierteljahrhundert, schon fast Sternzahl! Pizza und Piwo, auf Nachfrage bisschen aus meinem unaufgeregten Leben berichtet und noch mehr zugehört, und finally das Ziel dieser Mission erreicht: unser Gruppenbuch ausgeborgt. (Nun liegt es hier aufm IKEA-Wohnzimmertisch, und ich habe bis jetzt vor lauter Ehrfurcht noch nicht reingeschaut. Wirklich.)

Fazit: Kann man wieder machen. Vielleicht nicht erst wieder in 29 Jahren … das könnte eng werden. :)